Tangophilosophie

Ein Mann und eine Frau tanzen gemeinsam

Tango bietet fantastische Chancen, die eigene Körpersprache durch ständige Körperwahrnehmung zu schulen – des eigenen wie des/der DialogpartnerINNEN: Deswegen erweitere ich ständig durch Fortbildungen, eigene Erfahrung als Tänzerin und Lehrerin in beiden Rollen und nicht zuletzt durch Anregungen meiner Kunden mein Wissen über neuronale und muskuläre Verschaltungen im gesamten Körper, sowie über Psychologie, Pädagogik und Didaktik. Seit meinem Studium zu diesen Themen faszinieren mich immer wieder aufs Neue die Wechselwirkungen und Interferenzen dieser Bereiche. Der Tango bietet hier ein schier unerschöpfliches Forschungsfeld: Atmung, Umarmung, soziale Interaktion mit Partnern und Mittänzern, Körpertonus, räumliche Wahrnehmung, Propriozeption, Musikinterpretation und vieles mehr; langweilig wird es mit Tango nie…

Als Vorwarnung:

Tango bietet auch fantastische Möglichkeiten für Krisen... genau wie jeder Lernstoff, der mit der eigenen Persönlichkeit zu tun hat. Dazu wie zu anderen Nebenwirkungen (z.B. hochgradige Suchtgefahr) fragen Sie bitte entweder langjährige Tangotänzer - oder den Tangolehrer Ihres Vertrauens… ;)

Für mich persönlich ist Tango einer der kommunikativsten Tänze: Er bedeutet wortlose Unterhaltung mit den eigenen, manchmal fast vergessenen Körperpartien, dem jeweiligen Tanzpartner, den anderen Paaren in der Runde und vor allem mit und in der Musik… und diese Körpersprache wird weltweit von jedem anderen Tangotänzer gesprochen und verstanden: Eine Idealform der nonverbalen Kommunikation! Dabei folgt er wie eine Sprache den Regeln seiner systemimmanenten Grammatik, er hat Vokabeln, er kennt Dialekte und Idiolekte und es ist möglich - wie bei Lyrik - sehr kreativ und frei zu sein; d.h. wie bei einer Sprache kann man die Regeln auch brechen, vorausgesetzt, man beherrscht sie bereits ausreichend…

Unterhalten Sie sich schon in Tango?

Hier wie im „normalen“ Leben stelle ich immer wieder fest: Unabhängig davon, ob ein Gespräch fröhlich, ernst oder gar dramatisch wird, ist es wichtig, unnötige Spannungen und Verspannungen gar nicht erst entstehen zu lassen – weder bei sich noch beim Gesprächspartner.

Ich begreife Tango als gewaltfreie Körperkommunikation. Gewaltfrei für sich selbst und den/die anderen: Ja, man kann sogar konstruktiv „streiten“ oder den Tango als Ventil für Emotionen aller Art nutzen.

Kurz gesagt: Die Freude am Tango und am Spielen mit den schier unendlichen Möglichkeiten dieser speziellen Verständigung liegen mir am Herzen.