Tangovirus

Tangotanzen ein Virus

Keine Möglichkeit?

Tanz in die Zukunft? Was für eine Frage. Was sonst macht die Zukunft erfreuenswert? Leben ohne Tanz? Für mich??? Keine Zukunftsperspektive. Nicht für mich. Was machen andere? Keine Ahnung. Das interessiert den Tanz nicht, das interessiert den Tango schon gar nicht. Hat ihn noch nie interessiert. Mich auch nicht. Ich habe keine Wahl. Noch nie gehabt. Ich muss tanzen. Jetzt. Ich werde tanzen müssen. In Zukunft.

Geduld und Perspektiven…

Ein Traum: Ich werde Tango tanzen. Wir alle werden Tango tanzen. Jetzt gleich. Wieder. Immer wieder. Wir müssen. Wir können nicht anders. Was für eine wunderbare Entscheidung. Wer hat sie getroffen? Der Tango? Hat er auf mich gewartet? Habe ich auf ihn gewartet? Haben wir alle aufeinander gewartet, auf ihn, auf uns? Ihm ist es gleich: Er hat viel Geduld. Er hat immer wieder gewartet. Jetzt warten wir alle gemeinsam.

Keine Wahl und so viele Möglichkeiten:

Wir warten mit Leuchten in den Augen, Leuchten in meinen Augen, Leuchten in unseren Augen. Lass uns alles damit ausleuchten, was wir haben: Das Wohnzimmer, die Küche, den Flur, den Zoom-Room, das leere Studio, den Schlaf, den Traum. Begleitet von Musik. Tangomusik. Traditionell. Modern. Moll. Dur. Alle Tonarten. Von 1920 bis 2020. Tango malt alles bunt aus: sanftes Trauern, dramatische Ausbrüche, fröhliches Gelächter, … Sozialkritik?!? Alles bei dir, Tango. In deiner Musik, in deinen Texten. Ist das noch Warten? Singen und Tanzen und Lachen und Schreien und Weinen im Regen deiner Töne. Du streichelst uns, du stößt uns weg und wiegst uns wieder. Du winkst mit hell und dunkel, warm und kalt und allem dazwischen. Du öffnest die Sinne: innen und außen. Für jeden, der dich lässt. Du, der Vielgestaltige und Weltweite.

Geben ist Nehmen ist Geben…

Du, Tango, bist freigiebig: Du bist immer und überall, für mich alleine, zu zweit, in vollen Räumen: Voll? Leer? Live? Virtuell? Interessiert nicht. Nicht, wenn es um dich geht. Deine Musik lässt nicht ab von uns, sie lässt nicht locker bis zum letzten Nachhall in den letzten Nervenenden und Muskelfasern. Niemand von uns ist alleine. Niemand wartet. Ich tanze mit mir, ich tanze mit dir, du tanzt mit mir, wir tanzen mit vielen Menschen, wir tanzen alle miteinander. Wir. In deinen Armen. überall. Auf der Erde. Gleichzeitig. Irgendwo geht immer ein Tango auf.

Gesucht und gefunden:

Ich habe mich mit dir angesteckt. Und ich bin zum Geburtshelfer für dich in anderen Körpern geworden, die auf dich gewartet haben. Sie suchen dich, sie finden dich: ich helfe ihnen beim Suchen nach den Schlüsseln zu deinen Türen… so viele Türen und so viele Schlüssel! Und mit jedem Schlüssel, den ich anderen gebe, finde ich auch einen neuen für mich und eine neue Türe, in die er passt. Sehnsüchte und Pläne. Du hilfst mir, sie zur Welt zu bringen. Langeweile? Mit dir? Nie. Das ist dein Segen und dein Fluch. Nebenwirkungen? Geschenkt.

Und ich finde, verwundert:

Begegnungen und Umarmungen sind eingeschränkt. Der Tango ist es nicht. All das macht dich, Tango, nicht krank, dich bringt das nicht um. Meine Freude an dir stirbt daran nicht. Ich tanze dich. Ich umarme dich. Ich umarme euch. Geisterumarmungen, wenn es denn sein muss. Du bleibst da. Und wartest: Auf unsere Sehnsüchte. Auf unsere Pläne. Auf unser Tanzen. Auf uns.